Orakel zu Hamburg

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CSCL Globe am 14.01.2015 in Hamburg

In einem Rückblick auf das Jahr 2015 schreibt der Brancheninformationsdienst Alphaliner in seinem öffentlichen Teil des Newsletter über die Entwicklung des weltweiten Containerumschlages. Die Autoren stellen fest, dass der Umschlag im dritten Quartal 2015 bei den TOP30 Häfen der Welt um -0,9 % geschrumpft ist. Es sei zudem das erste Quartal seit der Finanzkrise in 2009 bei dem ein negativer Wert gemessen worden sei. Für das gesamte Jahr 2015 wird gerade noch ein weltweites Umschlagswachstum von gerade einmal 0,8% erwartet.

Dabei war im letzten Jahr noch ein weltweites Ladungswachstum für 2015 zwischen 3 und 4 % erwartet worden, so die weiteren Ausführungen. Stattdessen hätten die großen Containerreedereien Probleme gehabt, Ladung für ihre Schiffe zu finden. Schiffe mit einer Kapazität von 1,3 Mio. TEU wurden aufgelegt, d.h.zeitweise außer Betrieb genommen. Umso verrückter mutet es an, wenn im Jahr 2015 dann gleichzeitig 212 Neubauten mit einer Kapaziät von über 1,7 Mio. TEU an die Reedereien ausgeliefert wurden.

Die verhaltene wirtschaftliche Entwicklung zwischen Europa und Asien samt Auswirkung auf das Containeraufkommen ist entgegen aller offiziellen Umschlags- und Potenzial-Prognosen eingetreten. Seit Beginn des Planfeststellungsverfahrens zur aktuellen Elbvertiefung im Jahr 2006 können wir feststellen, dass es nach der Weltfinanz- und -wirtschaftskrise in 2008/2009 nun im Jahr 2015 schon die zweite Krise mit immensen Auswirkungen auf den Containerumschlag im Hamburger Hafen gibt. Der Umschlag des Jahres 2015 wird nur knapp den Umschlag des Jahres 2006 erreichen.

MSC Zoe am 02.08.2015 in Hamburg Photo JFK

Wir konnten zudem in 2015 beobachten, dass Hamburg ohne Elbvertiefung von den größten Containerschiffen der Welt besucht wurde. Die Zahl der großen den Hamburger Hafen anlaufenden Containerschiffe hat in 2015 sogar noch einmal deutlich zugenommen.

Und wie bewertet die Hamburger Hafenwirtschaft und Politik das Jahr 2015. Dem Hamburger Hafenblatt können wir schon aus der Artikelüberschrift „Der Hamburger Hafen hofft auf die Elbvertiefung“ entnehmen, dass die oben angeführten Entwicklungen noch nicht zur Kenntnis genommen wurden. Man wähnt sich vermutlich noch im Jahr 2006, als für das Jahr 2015 noch ein Umschlag von rund 18 Mio. TEU orakelt wurde.

So lesen wir: “Wir haben gute Wachstumschancen, die nun konsequent ergriffen werden müssen”, erklärte ZDS-Präsident Klaus-Dieter Peters. Damit meinte er, dass die Infrastruktur vorangebracht werden müsse. In Hamburg sind das der geplante Drehkreis für große Schiffe, eine Vereinbarung mit Schleswig-Holstein zur Schlickentsorgung, ein zuverlässiger Betrieb der Schleusen am Nord-Ostsee-Kanal und die Genehmigung der Elbvertiefung. “2016 wird für den Hamburger Hafen auch im historischen Vergleich ein entscheidendes Jahr, weil auf alle großen Herausforderungen eine Antwort gefunden werden muss”, so UVHH-Präsident Gunther Bonz.

Einen Drehkreis OHNE Westerweiterung und einen zuverlässigen Betrieb der Kanalschleusen finden wir gut. Die Elbvertiefung und die Schlickvereinbarung mit Schleswig-Holstein sollte aber endlich mit dem Kaffeesatz-Orakel auf den Kompost geworfen werden. Dann wird in 2016 vielleicht etwas daraus Vernünftiges werden.