Wattebäusche und Bauchpinsel

Hafenkooperation Cuxhaven1Ein Containerriese havariert in der Elbe und wenige Stunden später ist von dem niedersächsischen Wirtschaftsminister Herrn Olaf Lies zu lesen: “Die Havarie zeigt einmal mehr, wie dringend wir eine Kooperation der norddeutschen Häfen Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven brauchen.” Klare Worte von Wirtschaftsminister Lies. Deutet sich bei unseren Wirtschaftspolitikern mit dem taufrischen Eindruck aus der Havarie des Riesen eine Positionsänderung zu einer bislang vehement abgelehnten Hafenkooperation an?

Hafenkooperation Cuxhaven2Da hat es dann schon ein gewissen Charme, wenn wir am selben Tage Herrn Lies in einer Podiumsdiskussion mit seinem Schleswig-Holsteinischen Amtskollegen Herrn Reinhard Meyer, dem Hamburger Wirtschaftssenator Herrn Frank Horch und dem Staatssekretär des Bundesverkehrsministeriums Herrn Enak Ferlemann erleben dürfen: Die unscheinbare Kooperation Elbe-Seaports hatte nach Cuxhaven in die sehenswerten Hapag-Hallen zum Thema “Kooperation und Verkehrsinfrastruktur an der Unterelbe und in Norddeutschland” eingeladen, um “Ideen – Konzepte – Visionen – Lösungsansätze” zu diskutieren.

Nach einleitenden Worten von Herrn Horch, dass die aktuelle Havarie nichts mit der fehlenden Elbvertiefung zu tun habe, wurde das Topthema “CSCL Indian Ocean” schnell aus dem Fokus genommen. So dann wurden von den Politikern die Wattebäusche und Bauchpinsel herausgeholt. Es wurde die erfolgreiche Zusammenarbeit der norddeutschen Länder zum Bundesverkehrswegeplan beweihräuchert. Man sonnte sich in der doch ach so erfolgreichen bestehenden Kooperation der Elbhäfen und überhäufte Herrn Horch mit Komplimenten und Lobeshymnen für die tolle Hamburger Federführung.  Inhalte der Zusammenarbeit wurden nicht benannt bzw. beschränkten sich auf Selbstverständlichkeiten. Nach einer Stunde durfte das sprachlos wirkende Publikum auch etwas fragen. So kam dann doch noch das Thema Hafenkooperation zwischen den großen Häfen Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven auf den Tisch. Und es ging in gleicher Einigkeit zwischen Bund und Ländern mit den Wattebäuschen weiter: das sei Teufelszeug. Konkurrenz würde dagegen das Geschäft beleben, Kartelle seien zudem verboten und die Reeder würden mit der Folge steigender Lastwagenverkehre abziehen. Alle Flüsse, d.h. Elbe, Weser und Ems sowie der NOK müssten mit Unterstützung des Bundes vertieft werden. Herr Horch setzte dem Säuseln dann die abschließende Sahnehaube in Sachen Elbvertiefung auf: der Hamburger Hafen wäre doch eine nationale Aufgabe für die Versorgung Deutschlands  – Hamburg bräuchte den Hafen nur für die Versorgung seiner lokalen Wirtschaft. Das wären, gemäß der Loco-Quote nur 30% des Umschlages.

Wie die oben zitierten Worte von Herrn Lies zustande gekommen sind, können wir uns nicht erklären. Der Hamburger Hafen sei nämlich nach seinen Worten gleichzeitig “der größte Niedersächsische Hafen“.

Nach dem Erlebnis dieses Chorals von Regierenden können wir feststellen, dass die drei Bundesländer und der Bund kein Interesse an einer Zusammenarbeit der drei großen Containerhäfen haben. Das, was die Verwaltungen der anderen Häfen der Nordrange, z.B. Rotterdam mit Amsterdam bzw. Antwerpen mit Zeebrugge, in unterschiedlicher Form bereits seit längerer Zeit erfolgreich vorleben, ist in Deutschland nicht gewünscht. Hier wird weiter gewurstelt und Steuergeld verprasst statt an schlauen Konzepten und Strategien gearbeitet. Die Havarie der “CSCL Indian Ocean” und die weiteren Folgen des Grundsitzens des Schiffes vor Grünendeich ist bei der Politik weiterhin nicht angekommen.

So verwundert es nicht, dass nicht einmal die Deutsche Verkehrs Zeitung DVZ oder der THB über diese Diskussionsveranstaltung berichten. Aber Hamburg-Hafen-Marketing hat immerhin eine luftige Meldung veröffentlicht. Warum wohl…