Das Tiefgangsexperiment

Wir laden Sie zu einem Experiment ein! Ein Experiment mit gleichen Bauklötzen (die stellen Container dar). Nehmen Sie eine möglichst rechteckige Auflaufform und legen diese mit einer Lage Klötzen aus. Lassen Sie die Form schwimmen und stellen den Tiefgang fest. Beladen Sie drei weitere Auflaufformen in gleicher Weise. Verbinden Sie die vier Formen (z.B. mit Wäscheklammern) hintereinander oder nebeneinander und messen Sie jeweils den Tiefgang. Sie werden feststellen, dass der Tiefgang gleich bleibt.

Nun verändern Sie den Versuchsaufbau, indem Sie die gleiche Anzahl der Klötze in zwei Auflaufformen in zwei Lagen stapeln und messen den Tiefgang. Siehe da: er ist größer geworden.

Nehmen wir an, Sie könnten für den Transport Ihrer Ladung zwischen zwei unterschiedliche Schifftypen entscheiden, die über das gleiche Fassungsvermögen verfügen : einem schmalen Schiff mit hohen Laderäumen und einem breiten Schiff mit flacheren Laderäumen. Würden Sie das breite Schiff wählen, hätten Sie sich im Verhältnis zum schmalen Schiff für einen Transport mit geringerem Tiefgang entschieden. Sie könnten auch ein Fahrzeug mit größerem Fassungsvermögen als Sie benötigen wählen: der Tiefgang würde sich grundsätzlich nochmals verringern – allerdings wäre die Auslastung schlecht.

Größere Fahrzeuge haben also nicht zwangsläufig einen größeren Tiefgang.

Die Formel für das sogenannte Aufrichtungsvermögen eines Schiffes (in der Fachsprache der Nautiker: Stabilität) gesteht den relativ breiteren Schiffen einen größeren Maximaltiefgang zu, da diese kentersicherer sind. Dieser Maximaltiefgang kann aber in der Regel von sehr großen Containerschiffen nie ausgenutzt werden.  Es können nämlich nicht beliebig viel Container übereinander gestapelt werden, da die Containerbrücken in der Höhe (ca. 16 Container im und auf dem Schiff zusammen)  Grenzen setzen und der unterste Container nicht beliebig viel Last tragen kann. Er muss nicht nur das Gewicht der auf ihn lastenden Container (bis zu sieben) tragen, sondern zusätzlich das in schwerer See durch Beschleunigungen (1g zusätzlich) multiplizierte Gewicht. Gängige Seecontainer sind mit ca. 200 t belastbar.

Da die Abmessungen der jetzt aufgestellten Containerbrücken ausgereizt sind, werden die zukünftig größten Containerschiffe wieder geringere Tiefgänge haben, insbesondere wenn die Schiffe wegen fehlendem Ladungsaufkommen nicht voll ausgelastet fahren.

siehe auch: Containerhandbuch