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Schlepperkarussell?

KotugKurz vor Weihnachten wurde ein großer Unternehmenzusammenschluss bei den Hafenschleppern veröffentlicht. KOTUG und SMIT, eine Tochterunternehmung von Royal Boskalis Westminster, werden laut gleichlautender Pressemitteilungen im ersten Quartal 2016 ihre nordeuropäischen Schlepperaktivitäten in den Nordrangehäfen der Niederlande, Belgien, UK und Deutschland in eine neue Gesellschaft mit dem Namen “KOTUG SMIT Towage” zusammenführen. Bagger Shoalway

Während die roten KOTUG-Schlepper im Hamburger Hafen häufig zu sehen sind,  tritt in Hamburg die Muttergesellschaft von SMIT, die Royal Boskalis Westminster regelmäßig über den Bagger “Shoalway” in Erscheinung. Zu Boskalis gehört auch die Heinrich Hirdes GmbH mit Sitz am Harburger Binnenhafen.

Wir erinnern uns an die “Sauberen Hafenschlepper” von Anfang Dezember 2014: das Kartellamt hatte die fünf Mitglieder der ARGE Schlepper im Visier. Ergebnisse sind bislang nicht bekannt geworden. KOTUG, nicht zu der ARGE gehörend, war von den Ermittlungen der Wettbewerbshüter nicht betroffen.

KOTUG schloss aber wenige Tage später am 15.12.2014 mit der Boskalis-Tochter SMIT einen Vorvertrag (MoU), der das aktuell bekannt gegebenene Joint-Venture-Unternehmen “KOTUG SMIT Towage” zur Folge hat. Es würde uns wundern, wenn keinerlei Zusammenhang zu den Vorgängen mit der ARGE bestehen würde. Es bleibt spannend, was sich auf dem Hamburger Schleppermarkt bewegen wird.

Saubere Hafenschlepper?

Sehr klein finden wir im THB einen Hinweis auf eine Razzia bei niederländischen und deutschen Schlepper-Reedern. Genauer wird es in der Morgenpost: Ende November hat das  Bundeskartellamt eine Razzia bei den Hamburger Schlepperreedereien durchgeführt. Die Durchsuchungsaktion diente laut Bundeskartellamt der Sicherung von Beweismitteln, die den Vorwurf der illegalen Preisabsprachen unter den in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengefassten Schlepper-Reedereien bestätigen oder entkräften können. Arbeitsgemeinschaft, was ist das?

Die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) wurde 1932 gegründet und 1952 fortgeführt, um für alle den Hafen anlaufende Schiffe einen ‚Rund-um-die-Uhr’ Service anbieten zu können. Eine Öffentlichkeitsarbeit scheint diese anscheinend nicht rechtsfähgige Arbeitsgemeinschaft allerdings nicht zu leisten. Es sind keinerlei öffentliche Informationen zu finden. Laut Abendblatt sind fünf private Schlepp-Reedereien in der ARGE Schlepperzusammengeschlossen. Ihre Einsätze werden unter Mitwirkung der nautischen Zentrale im Hafen koordiniert. Die FAZ ergänzt in einem 2012 erschienen Artikel: „Arbeitsgemeinschaft der Seeschiffassistenz-Reedereien“, einem Zusammenschluss der Schleppreedereien Bugsier, Fairplay, Lütgens & Reimers, L. Meyer und Petersen & Alpers. Ihre Schlepper liegen alle an einem Schwimmsteg am Elbufer von Neumühlen, und zwar an der längeren Hälfte des Pontons. Drüben, auf der kurzen Seite, machen die Schlepper von Kotug fest, der holländischen Konkurrenz, die sich Mitte der neunziger Jahre nach einem „Schlepperkrieg“ im Hafen niederließ.” Wer sind die Fünf der ARGE und wer ist die KOTUG?

  1. Bugsier-, Reederei- und Bergungs-Gesellschaft mbH & Co. KG mit 10 Schleppern im Besitz der Familie Schuchmann, ARGE-Mitglied
  2. Petersen & Alpers GmbH & Co. KG mit 3 Schleppern im Besitz der Familie Lindenau, ARGE-Mitglied.
  3. Fairplay Schleppdampfschiffs-Reederei Richard Borchard GmbH mit 2 Schleppern im Besitz der Familie Borchard, ARGE-Mitglied
  4. Neue Schleppdampfschiffsreederei Louis Meyer (GmbH & Co. KG) mit 3 Schleppern im Besitz der Familie Kohlsaat. ARGE Mitglied
  5. Lütgens & Reimers Schleppschifffahrt GmbH & Co. KG mit 4 Schleppern im Besitz der LINNHOFF Schiffahrt GmbH & Co. KG, ARGE-Mitglied.
  6. Schleppreederei KOTUG GmbH mit 6 Schleppern im Besitz der niederländischen KOTUG International B.V. Kein ARGE-Mitglied. (nachrichtlich: zwischenzeitlich umfirmiert in Kotug Smit Towage)

Wir wissen nicht was, aber es muss in dieser ARGE etwas schräg gelaufen sein. Wir lesen bei König&Cie, dass Lütgens & Reimers die ARGE zum 20.10.2014, also wenige Wochen vor der Razzia, verlassen haben soll. In den Kieler Nachrichten bekommen wir im letzten Absatz einen ergänzenden Hinweis: “In der Vergangenheit soll es jedoch zu Konflikten (zwischen der ARGE) mit der dänischen Reederei Maersk Line gekommen sein, die in Hamburg statt der Schlepper der Arbeitsgemeinschaft lieber Schlepper der dänischen Reederei Svitzer nutzen möchte. Die Schlepper-Reederei Svitzer ist Teil der Maersk-Gruppe.”

Wir zählen eins und eins zusammen: Genau vor einem Jahr waren an der Weser vor Bremerhaven zwei Svitzer-Schlepper aufgetaucht, die mit der URAG und gegen Kotug und Bugsier überraschend eine neue Kooperation gründeten (Seite 6 unten links). Sodann konnte diese frische Allianz von Svitzer und URAG binnen kürzester Zeit die Reedereien Maersk und MSC in der Weser für sich gewinnen.

Und nun? Lütgens & Reimers (L&R) gehört wie die URAG zum Konzern der o.a. LINNHOFF-Schifffahrt. So wäre es denkbar, dass wir in Kürze zwei neue Svitzer-Schlepper in Hamburg begrüßen dürfen, die dann gemeinsam mit Lütgens & Reimers eine Allianz gründen und umgehend alle Hamburg anlaufenden Maersk und MSC-Schiffe mit Schlepperdiensten betreuen.