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Radtransporte im Hafen

Radtransport2Das das Thema Containerumfuhren mittels Radtransport sofort von der Hafenwirtschaft aufgegriffen würde, hätten wir nicht für möglich gehalten. Einer Meldung des NDR vom 12.03.2015 konnten wir entnehmen, dass die HPA noch in 2015 rund 250 Mio. Euro in die Verkehrsinfrastruktur investieren will. Ein profunder Anteil soll dabei auch für den Radwegeausbau ausgegeben werden. Wie wir hörten, sollen die bestehenden Radwegtrassen für den Begegnungsverkehr deutlich verbreitert werden und in der Fahrradverkehr von Beginn an in den Umsetzungen des  “smartPort”-Konzeptes integriert werden.

Auf dem CTA in Altenwerder konnten wir gestern bereits die ersten Pilotierungen für die Fahrradtransporte beobachten. So wurden in Umgebung des an der Südseite des CTA-Radtransport1Geländes angesiedelten Leercontainerdepots unter Aufsicht des Zolls und im Beisein eines Reedereibevollmächtigten von Hyundai zwei Container geöffnet und deren Inhalte vollständig auf die zwei neue Transport-Fahrräder der HHLA umgeladen. Binnen drei Stunden konnte die Ladung durch die Fahrräder vom CTA auf Autostraßen zum Burchardkai verbracht werden. Die Länge der Fahrzeit war maßgeblich durch den Lkw-Stau vor der Einfahrt zum CTB geprägt. Beobachter waren sich einig, dass zur Beschleunigung dieser Containerumfuhren zwingend eigene Fahrradtrassen erforderlich sind.

Von HPA war bis zum gestrigen Abend keine Stellungnahme zu erhalten. Die HHLA als börsennotiertes Unternehmen kann bekanntermaßen erst anläßlich der diesjährigen Hauptversammlung Auskunft beziehen. Wir erwarten, dass der Pilot mit Rückenwind von den neuen grünen Senatoren fortgeführt werden wird und wir anlässlich der Anfang Juni 2015 in Hamburg stattfindenden Welthafenkonferenz IAPH vom Gastgeber HPA erste Erfahrungsberichte und Roll-out-Planungen erfahren werden. Wir werden weiter berichten.

Hapag Lloyd ist grün?

Bereits am 24. November 2014 wurde der sogenannte “HanseGlobe” – Hamburgs Preis für nachhaltige Logistik an Hapag Lloyd verliehen. Anfang Februar 2015, erst mehr als 2 Hapag-Lloyd11Monate nach der Preisverleihung, wird darüber von Hapag Lloyd (Insight 02/2015-zwischenzeitlich von Hapag-Lloyd gelöscht) und Hamburg Hafen Marketing berichtet. Wir fragen uns, warum? Hat die Scham über die Auszeichnung  zur bisherigen Zurückhaltung geführt?

Mit Interesse haben wir als in Hamburg direktbetroffene wohnende Menschen die Artikel bzw. Presseinformation gelesen:  Hapag-Lloyd hat die Auszeichnung dafür erhalten hat, dass die Reederei für bessere Luft in den Häfen sorgen soll. Toll, aber was steckt da hinter? Hat Hapag-Lloyd jetzt alle Containerschiffe mit Schadstofffiltern ausgerüstet? Kommt ein neuer Treibstoff wie LNG zum Einsatz, der nicht nur schwefelarm, sondern auch nahezu feinstaubpartikelfrei ist? Nicht ganz richtig: Der Preis ist verliehen worden, weil Hapag-Lloyd Containerschiffe einsetzt, die an Landstrom angeschlossen werden können!

In 2012 wurde eine neue Technik bei Hapag Lloyd in Betrieb genommen, ein spezieller 40 Fuß Container, der elektronische Komponenten für den Landstrombetrieb enthält. Als erstes Schiff scheint damit die “Dallas Express” ausgestattet worden zu sein. Sie wird in der Pressemitteilung von 2012 und auch in der Aktuellen als einziges Schiff namentlich benannt. Die Nachrüstung des Schiffes des Hapag-Lloyd Schiffs wurde durchgeführt, da in Oakland/Kalifornien der Landstrombetrieb eingeführt wurde. Als Einlaufbedingung für das Jahr 2014 wurde mit jeder Reederei festgelegt, dass ein bestimmter Anteil der Schiffe der Reederei landstromfähig sein muss. In der Pressemitteilung aus 2012 wurde angekündigt, dass zunächst 15 Hapag-Schiffe mit Landstromanschluss ausgestattet werden sollen.

Und wie ist der Stand? Bei Hapag Lloyd selbst finden wir keine weiteren Hinweise. In der Begründung der Auszeichnung finden sich jedoch aktuellere Zahlen: 7 eigene Hapag Lloyd-Schiffe und 15 Charterschiffe sollen per Ende 2014 über einen Landstromanschluss verfügen.

Aber da war doch noch etwas…
Wir Menschen in der Hansestadt Hamburg, aus deren Stadt ja die Auszeichnung vergeben wird, haben leider von den Landstromanschlussmöglichkeiten der Hapag-Lloyd-Schiffe. In dem “Greenport” Hamburg gibt es an den Containerterminals keinen Landstrom! Nicht mal an dem CTA-Terminal Altenwerder, an dem unsere Staatsreederei Hapag-Lloyd mit 25% und unsere staatliche HHLA mit 75% beteiligt ist. Also dürfen wir in Hamburg weiterhin die dreckige Luft unserer staatseigenen Hapag-Lloyd Schiffe genießen.

Das können wir nicht mehr verstehen. Unser Bürgermeister samt seines Senates hat sich die Verbesserung der hiesigen Luftqualität in den vergangenen vier Jahren der Regentschaft nicht auf die Fahnen geschrieben, obwohl er nach eigenen Angaben wusste, dass genau an dieser Unterlassung auch Hamburger Bürger und Bürgerinnen sterben werden! Dieser Vorwurf ist starker Tobak! Aber die Antworten des Senates auf Frage vier der schriftlichen kleinen Anfrage zur Gesundheitsbelastung von Schiffsabgasen lassen keine anderen Schlüsse zu.

In den Antworten zu Frage vier wird als Senatskenntnis zu den Gesundheitsgefahren durch Schiffsabgase die dänischen Studie des Center for Energy, Environment and Health aus dem Jahr 2011 mit den durch die Luftbelastung insgesamt wie auch für die Emissionen des internationalen Schiffsverkehr ausgehenden Gesundheitsrisiken in Dänemark und Europa benannt sowie die Aphekom-Studie.

In Frage fünf wird die Frage nach den zusätzlichen vorzeitigen Todesfällen aufgrund der
Luftbelastungen aus dem Seeverkehr gestellt. Unter Bezug auf die o.a. dänische Studie wird geantwortet: In dieser Studie werden die vom gesamten internationalen Schiffsverkehr ausgehenden vorzeitigen Todesfälle in Europa mit 49.500 für das Jahr 2000 angegeben, für das Jahr 2020 wird ein Wert von 53.400 prognostiziert. Diese Steigerung wird mit der
Zunahme des internationalen Schiffsverkehrs erklärt. Bei einer Betrachtung nur des
internationalen Schiffsverkehrs in Nord- und Ostsee ergeben sich für das Jahr 2000
20.400 zusätzliche Fälle, dieser Wert sinkt in der Prognose bis 2020 auf einen Wert
von 13.200. Diese Abnahme wird mit den Auswirkungen der ab 2015 geltenden Regelungen
für den Schwefelgehalt in Schiffskraftstoffen erklärt.”

Durch die Schwefelgesetzgebung zu den Schiffskraftstoffen mit der Ausweisung der Nord- und Ostsee als SECA kann das Leben von jährlich 7.200 Menschen in der Nordrange von Antwerpen über Hamburg bis Stockholm geschützt werden. Zum Vergleich: in Deutschland sterben im Straßenverkehr jährlich rund 3.300 Menschen. Es ist in der Tat starker Tobak, wenn die Regierung des zweitgrößten Seehafens der Nordrange die Hände weiterhin in den Schoß legt und keine wirksame Initiative zeigt.

Dicke Luft im Greenport

Das NDR-Fernsehen wiederholte am 26.01.2015 einenQueenMary2 Filmbeitrag aus dem Vorjahr über die Luftverschmutzung durch Schweröl verbrennende Kreuzfahrtschiffe. Der Titel des Beitrags “Alles Öko auf dem Traumschiff?” beschäftigt sich zunächst mit den gesundheitlichen Folgen für die Menschen, die in Innenstadthäfen wie Hamburg von den Kreuzfahrern direkt vor der Haustür “geräuchert” werden. Forscher und Wissenschaftler legen mit Messwerten und Laborergebnissen nüchtern dar, welchen extremen Schadstoffbelastungen in Hafennähe lebenden Menschen ausgesetzt sind.

Es wird auch dargelegt, dass die Kreuzfahrtschiffe nicht die alleinig “Bösen” sind. Die Containerschifffahrt unterscheidet sich bei den Abgasen nicht von den Kreuzfahrern (ab Sendeminute 29:45). Für Feinstaub werden die Emissionen der Schifffahrt mit 10.000 Schiffen in Relation zum Straßenverkehr mit 50 Mio. Pkw gesetzt (ab Sendeminute 30:45) und festgestellt, dass es den vielbeschworenen Umweltvorteil für die Schifffahrt nicht gibt.

Die Politik hat nur ein geringes Interesse, die Situation für die innerstädtischen Container- und Kreuzfahrtterminals zu ändern. Mit dünnen wirtschaftlichen Argumenten, die fatal an die Begründung der Elbvertiefung erinnern, verkauft uns die Hamburger Politik (ab Sendeminute 21:45) die direkt im Stadtgebiet von Hamburg ausgestoßene “dicke Seeluft” als vorteilhaft. Wir lernen gegen Ende des Filmes auch, dass was für Oslo gut ist, noch lange nicht für Hamburgs “Greenport” gelten muss. Ja, warum eigentlich nicht?

Ein kurzer Film des ARD-Weltspiegels mit dem Titel “USA – Kreuzfahrtschiffe: moderne Luftverpester?” vom September 2014 nennt ähnliche Gründe für diese befremdliche Politik. Wie bei der Containerschifffahrt scheint der Markt für die Kreuzschifffahrt nur auf wenige große Reedereien aufgeteilt zu sein. Marktführer mit großem Abstand ist hier die britisch-amerikanische Reederei Carnival Corporation & plc, in deren Besitz auch die Reedereien Cunard (Queen Mary 2) und die deutsch anmutende AIDA-Cruises ist.

Müssen wir von den in Verhandlung stehenden Freihandelsabkommen TTIP oder CETA erwarten, dass die Kreuzfahrtreedereien die Häfen auf Schadensersatz verklagen, wenn den Kreuzfahrtschiffen entsprechende Auflagen gemacht werden?? Es ist schon sehr wahrscheinlich.

Die Hamburger Entscheider halten sich jedenfalls weiterhin alle Türen offen und zeigen mehr Verständnis für die Reedereien, als für die Anwohnerinnen und Anwohner. Erinnern wir uns an den Krebsgang Hamburgs in Sachen Landstrom-Anschluss: Im Mai 2011 war sich Herr Horch noch sicher: “Für Hamburg ist das nichts”. 3,5 Jahre später schwärmt er von Landstrom am Kreuzfahrtterminal Altona: Wir haben die besondere Verantwortung, die Menschen vor Emission zu schützen.” Und Herr Jens Meier, Chef der HPA, ergänzt: “Hamburg hat heute einen Meilenstein gesetzt. Wir bauen wirklich die weltweit modernste Landstromanlage.” Gemeint war wohl “nur einen Meilenstein”, denn der neue Kreuzfahrtterminal CC3, der im Sommer 2015 fertiggestellt sein soll, wird gar nicht erst für Landstrom oder LNG-Versorgung per Power Barge vorbereitet. Rolle rückwärts, prima gemacht!

 

Greenport Hamburg

Wenn sich unser Hamburg Hafen mit der Bezeichnung „Greenport“ als besonders umweltfreundlicher Hafen ins Gespräch bringt, reicht es nicht eine Internetseite mit alten Hüten auf www.hafen-hamburg.de (Hinweise zu Greenport Hamburg zwischenzeitlich gelöscht) zu betreiben, Staatsknete für die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten zu fordern oder ein paar Windmühlen im Hamburger Hafen Schlepperaufzustellen. Von Politik und Wirtschaft erwarten wir einfach mehr: schließlich sind sie verantwortlich für die Hamburger Bevölkerung, deren Gesundheit durch die giftigen Schiffsabgase aus dem mitten im Herzen der Stadt liegenden Hafens belastet ist.

Wie lange hat es gedauert, bis diese Verantwortlichen zu der Realisierung einer Landstromversorgung für Kreuzfahrtschiffe getragen oder zur Anschaffung einer LNG-Barge bewegt werden konnten? Nein, die Bereitschaft was zu ändern, Feuerwerke an Ideen zur Verminderung von Schiffsabgasen samt deren zügiger Umsetzung, sehen anders aus. Wo bleiben die Vorschläge aus Politik und Hafenwirtschaft?

Wie „engagiert“ unser Senat ist, zeigen die kleinen Anfragen zu den Schleppern und HADAG-Fähren. So beantwortet der Senat, die Frage nach seiner Einschätzung, ob die „seit dem Jahr 2011 in den Häfen von Rotterdam und Amsterdam tätigen Schleppertypen ASD 2810 Hybrid als Vorbild für den Einsatz von Schleppern im Hamburger Hafen dienen“ könnten? mit einem leidenschaftlichen:
Mit diesen Fragestellungen hat sich der Senat bislang nicht befasst.

So muss das Senatsinteresse wohl mit einer neuen kleinen Anfrage in der Bürgerschaft angeregt werden. Wir wollen dem Senat auch helfen und liefern ihm eine Produktbroschüre des Hybridschleppers ASD2810 zur Unterstützung.