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Faule Schiffskredite

Das Handelsblatt gibt heute einen neuen Einblick in die Situation der HSH-Nordbank in Sachen Schiffsfinanzierungen und die allgemeine Situation der Schifffahrt. Die bescheidene Situation auf dem Markt der Schiffsfinanzierungen hat sich im Umfeld nur wenig verändert. Schiffsfinanzierer “leiden unter der Krise der Containerschifffahrt, die seit nun sieben Jahren unter zu hohen Kapazitäten bei zu niedriger HSH-NordbankTransportnachfrage leidet.”

Das Handelsblatt berichtet, dass die HSH-Nordbank noch insgesamt 21 Milliarden Euro an Schiffskrediten hält, wovon 9,2 Milliarden Euro als notleidend eingestuft sein sollen. Nun sollen in kurzer Zeit Bruttoforderungen von bis zu 1,5 Mrd. Euro abgewickelt werden – es bleibt die Frage, welchen Betrag die HSH-Nordbank davon netto erlösen wird und welche Abschreibungen wir in der Gewinn- und Verlustrechnung wieder finden werden.

Der Alptraum HSH-Norbank ist für die Bürger und Steuerzahler in Hamburg und Schleswig-Holstein lange noch nicht ausgestanden. Eine Erholung in der Containerschifffahrt ist derzeit nicht ersichtlich. Für Norddeutschland wird sich nach dem Artikel die Situation der hier angesiedelten kleinen Reeder nochmals deutlich verschärfen.

Man spürt einen hohen Grad an Verbohrheit in der Politik unseres Hamburger Senates beim Festhalten an den Plänen zur Elbvertiefung und zur Erweiterung der Termimalkapazitäten für Großschiffe, aktuell an der Westerweiterung. Es scheint auf ein “Fukushima” hinauslaufen zu müssen – vorher merkt im Hamburger Rathaus keiner etwas. Leider…!

HSH-Nordbank

HSH-NordbankAm kommenden Wochenende, 26.10.2014, 12:00 Uhr sollen die Ergebnisse der neuen Stresstests für die “systemrelevanten” 128 europäischen Banken veröffentlicht werden. Ein besonderes Augenmerk der Zentralbank-Prüfungen scheint dabei den Schiffskrediten und damit einem der weltgrößten Schiffsfinanzierer mit Sitz in Hamburg zu gelten: der HSH-Nordbank.

Nichts Gutes wird den Bürgern in Hamburg und Schleswig-Holstein, den Hauptbürgen der HSH-Nordbank vorhergesagt. Die Wirtschaftswoche hat in einem Artikel die Entwicklungen der Schiffskredite und die Aussichten für uns Hamburger und Schleswig-Holsteiner zusammengestellt. Erinnern Sie sich noch, in welchem Rausch sich Hamburg und Schleswig-Holstein ab 2005 wiegten, dem Beginn der eigentlichen Planungen für die neunte Elbvertiefung? Die Wiwo schreibt:

“Denn in den Jahren vor 2008 glaubten sie an einen ewig wachsenden Welthandel. Da der vor allem über Schiffe stattfinden sollte, vergaben sie nahezu unbegrenzt Kredite und missachteten sämtliche Vorsichtsregeln. Zumal es über Jahrzehnte so gut wie keine Ausfälle gegeben hatte. So verlangten die Institute oft weniger als 30 Prozent Eigenkapital, und wenn einem Reeder die Mittel fehlten, finanzierten sie diese vor. Viel verdienten sie dabei nicht. Ihre Margen lagen teilweise unter einem Prozent.”

Nichts schien der Stadt Hamburg bei diesem “Vor-2008-Staatsrausch” unrealistisch:

  • Hamburg jagt mit einer vertieften Elbe Rotterdam den Rang des größten Containerhafens der Nordrange ab,
  • Hamburg etabliert sich mit der HSH-Nordbank als “weltgrößtem Schiffsfinanzierer” zu einem speziellen Bankplatz,
  • Hamburg wird als Eigentümer der größten deutschen Containerreederei Hapag-Lloyd  mit Sitz in Hamburg zum Global-Player.

Die Aufzählung könnte noch fortgesetzt werden – glauben Sie nicht?

  • Hamburg schafft privates Finanzkapital durch die Teil-Privatisierung der HHLA AG. “Hafen finanziert Hafen” nennt sich das Programm.
  • Hamburgs Hafenverwaltungstrukturen wird modernisiert. Statt “verkrusteter” Ämter z.B. “Strom und Hafenbau”, “Hafenamt” schillert “topmodern” nun eine “Hamburg Port Authority”.

Wirtschaftsauguren und Kaffeesatzleser prophezeien derzeit, dass am kommenden Sonntag keine deutsche Bank Probleme beim Stresstest haben wird, also auch nicht die HSH-Nordbank. Wir hoffen dieses für uns Bürger aus Hamburg und Schleswig-Holstein ebenfalls. Die Folgen des o.a. damaligen Größenwahns wären für die beiden Bundesländer unabsehbar.

PS am 27.10.2014 : Die Ergebnisse des Stresstests sind für die HSH-Nordbank zum Glück erfolgreich verlaufen. Einen kleinen Eindruck in die abenteuerliche Situation der Bank und das Pulverfass, auf dem Hamburg und Schleswig-Holstein leben, bietet das Abendblatt.

HSH-Nordbank 2013

Ende März 2014 hatten bereits zwei der vier Hamburgischen mit H beginnenden Staatsbeteiligungen (Hapag-Lloyd, HHLA) ihre schlechten Zahlen für das Jahr 2013 präsentiert. Nun ergänzte das dritte H, die HSH-Nordbank den Reigen der schlechten Zahlen am vergangenen Donnerstag: ein Konzernverlust von 814 Mio. Euro wurde für das Jahr 2013 bekannt gegeben.  Zus ätzlich wird die Bank bis 2019 die von ihren Anteilseignern Hamburg und Schleswig-Holstein übernommene Verlustgarantie um weitere 300 Mio. Euro auf nunmehr 1.600.000.000 Euro erhöhen und geltend machen.

Als Grund für diese Entwicklung wird die anhaltend negative Entwicklung in der Schifffahrt angeführt, die es nötig gemacht hätte, höhere Rückstellungen für risikobehaftete Schiffskredite einzurichten. Mit einer Erholung des maritimen Sektors durch steigende Fracht- und Charterraten rechnet der HSH-Nordbank Vorstand nicht vor 2015.

Was die HSH-Nordbank mit der Elbvertiefung zu tun hat fragen Sie sich jetzt?
Zur Begründung der Elbvertiefung wird vom Senat und der Hafenwirtschaft regelmäßig auf die Planco-Gutachten zur “regional- und gesamtwirtschaftlichen Bedeutung” des Hamburger Hafens verwiesen, deren Bedeutung mittels Beschäftigtenzahlen und Bruttowertschöpfung erläutert wird. Letztmalig erfolgte dieses im September 2013.

Bei den Planco-Zahlen zu den Hamburger Hafenbeschäftigten werden Arbeitplätze angeführt, die als Hafenwirtschaft zugehörig direkt vom Hafen abhängig sind: in 2012 sollen dieses 56.429 Arbeitplätze gewesen sein. In dieser Zahl sind auch 4.192 Arbeitsplätze bei Banken und Versicherungen (u.a. Schiffsfinanzierern) enthalten. Die hafenabhängige Bruttowertschöpfung der o.a. Hafenwirtschaft soll in 2012 laut Planco 6 Milliarden Euro in 2012 ausgemacht haben, von denen  370 Mio. Euro durch Banken und Versicherungen erwirtschaftet wurden.

In Sachen Planco-Gutachten für die Elbvertiefung nehmen wir somit zusammenfassend zur Kenntnis, dass wir über die Bankenarbeitsplätze im Hamburger Hafen eine Bruttowertschöpfung von 370 Mio. Euro erhalten haben sollen, für die wir Hamburger Steuerzahler 814 Mio. Euro auf den Tisch legen durften und bis 2019 nochmals 300 Mio. Euro Verlustgarantie dazu legen dürfen.

Mit dem dritten staatlichen H, der HSH-Nordbank haben wir also wie bei den ersten beiden H’s erneut ein Geschäftsmodell vorliegen, das nicht funktioniert. Wann merkt es der Senat?