Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem die Bewahrung der wesentlichen Eigenschaften, der Stabilität und der natürlichen Regenerationsfähigkeit des jeweiligen Systems im Vordergrund steht.” Abgeleitet wurde der Begriff im 18. Jahrhundert ursprünglich durch Hans Carl von Carlowitz und ungewollt fortgeführt durch Johann Heinrich Cotta. Kurz zusammengefasst: Man darf im Wald nicht mehr Bäume zu Brenn- und Baustoffzwecken entnehmen, als im Wald nachwächst. Die Beiden müssen in Ihrer Zeit eine Wirtschaftsrevolution hervorgerufen haben, die wir heute alle nicht mehr kennen.

Der durchaus diskussionswürdige Begriff Nachhaltigkeit wird im Deutschlandfunk und im NDR-Zeitzeichen an Hand der Herren von Carlowitz und Cotta beschrieben. Sicherlich haben Sie auch eine Vorstellung im Kopf, was Nachhaltigkeit bedeuten könnte und was dieser Begriff für immense Zeithorizonte benötigt. Dem Begriff Nachhaltigkeit der beiden Herren scheint die zeitliche und gedankliche Sinnigkeit inne zu wohnen. Husch, husch scheint ein Gegenpol zu sein.

Wenn der Begriff Nachhaltigkeit heutzutage in der Politik oder Wirtschaft verwendet wird, Nachhaltig2mutiert dieser. Was uns Menschen von Politik und Wirtschaft als nachhaltig präsentiert wird, hat mit den ursprünglichen Ideen der o.a. beiden Herren nicht viel oder überhaupt nichts zu tun. Auch im sehr weit übertragenen Begriffssinne scheitern so gut wie alle Bemühungen am zeitlichen Horizont: welche Politiker und Wirtschaftsunternehmen können heute für sich beanspruchen, ihre Strategie für die nächsten 10, 20 geschweige denn 30 oder mehr Jahre zu definieren? Keiner macht es mehr: die nächste Wahl droht, oder die nächste Bilanzpressekonferenz, oder…

In der Hamburgischen Bürgerschaft haben die beiden größten Fraktionen nun jeweils getrennte Anträge über die staatliche regelmäßige Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten zum Hamburger Hafen eingereicht. Nicht nur die HPA solle einen Nachhaltigkeitsbericht über ihre “nachhaltigen” Hafentätigkeiten erstellen, nein, der gesamten im UVHH organisierten Hafenwirtschaft solle diese Möglichkeit eingeräumt werden.

Sprachlos sind wir bei diesen Anträgen: Uns ist nicht bekannt, dass der Senat es verhindert hätte, dass jedes Unternehmen der Hafenwirtschaft einen eigenen “Nachhaltigkeitsbericht” veröffentlichen darf. Eigentlich sind uns eher Forderungen der Privatwirtschaft bekannt, auf diese lästigen Regulierungen wie z.B. Jahresabschluss-Veröffentlichungen, Gehaltsveröffentlichungen der Geschäftsführungen,  verzichten zu dürfen.

Liebe im UVHH organisierten Unternehmen: veröffentlichen Sie Ihre Nachhaltigkeitsberichte auf eigene Kosten. Stellt Sie diese ins Internet, schmeißen Sie diese uns in den Briefkasten, oder machen Sie Anzeigen in der Presse. Aber bitte lassen Sie eines: verlangen Sie nicht, dass Steuergeld für Ihre Imagekampagnen in die Hand Nachhaltig1genommen werden, um uns eine Windmühle auf dem Georgswerder Müllberg oder bei Eurogate auf dem Mitarbeiterparkplatz als “nachhaltige Investitionstätigkeit” zu erklären.

Wenn Sie unsere Ressourcen  über Elbvertiefung, Energieverbrauch, Flächenversiegelung im Hafen, Abgaswolken von Schiffen, Baggerarbeiten und unkontrollierbaren chaotischen Verkehrsströme uvm. tagtäglich derart übel missbrauchen, sich zudem Sondergesetze für den Hamburger Hafen zur Außerkraftsetzung der eigentlich bundeseinheitlich geltenden Naturschutzgesetze schaffen, wäre es für einen nachhaltig denkenden Politiker oder Wirtschaftsführer selbstverständlich, dass man “Kleinigkeiten” an den Bürger zurückgeben muss. Dieses Augenmaß scheinen Sie im 21. Jahrhundert vollständig verloren zu haben… Um es in Ihren Worten zu sagen: NACHHALTIG VERLOREN!