Jubel, Trubel…

Erneut finden wir im Hamburger Abendblatt einen Jubelartikel auf die Kreuzfahrtschiffe. Sie sollen Hamburg wirtschaftlich voran bringen und sooo viel Geld in die Stadt spielen.

Nur zwei Prozent der Deutschen unternehmen Reisen auf Kreuzfahrtschiffen, da sei doch noch sehr viel Luft nach oben, vernehmen wir von Herrn Michael Ungerer, Präsident der Kreuzfahrtreederei Aida Cruises und Vorsitzender von CLIA Deutschland , einem “fein- verstaubt” anmutenden Netzwerk der Kreuzfahrtbranche. Auch sollen Touristen aus Übersee nach Hamburg bzw. auf “saubere” europäische Kreuzfahrten gelockt werden.

Da fällt uns nur noch wenig ein. Nur einen Tag vorher berichtet das Abendblatt über die Umweltbelastungen durch die Treibstoffe in der Schifffahrt. Sicherlich, der Schwerpunkt liegt auf Container- und Frachtschiffen aller Art und auf die Frage, ob sogenannte Scrubber Probleme lösen oder neue aufwerfen werden. Kreuzfahrtschiffe fahren jedoch mit den gleichen Kraftstoffen und machen, nicht nur in Hamburg, direkt neben den Wohnquartieren fest. Und es ist nicht lange her, das berichteten wir auf unsere Seite unter der Überschrift “Dicke Luft im Greenport” über die Dreckschleudern Kreuzfahrtschiffe. In dem verlinkten Bericht erfahren wir , dass die Kreuzfahrt-Touristen beispielsweise in Bergen, Norwegen, kaum Geld ausgeben. Warum auch? Sie haben eine All-Inclusive-Pauschale gebucht. Da gibt es keinen Bedarf, an Land Geld für Verpflegung auszugeben. Und die Andenken kann man sicherlich auch im bordeigenen Souveniershop kaufen.

Und das Potenzial für Hamburg durch weitere Kreuzfahrt-Reisende? Auch wenn vermeintlich die Preise bereits in der “Mittelklasse” angekommen sind, wer kann sich denn solche Kreuzfahrten wirklich leisten?

Wir brauchen ganz sicher kein viertes Kreuzfahrtterminal. Wir brauchen in Hamburg Investitionen in die Verbesserung der Abgase, die die Container- und Kreuzfahrtschiffe von sich geben. Wir brauchen ein vernünftiges Konzept für ein breites System von Landstromanschlüssen oder LNG-Barge-Versorgung. Nicht bloß jeweils ein Prestige-Projekt.

An die grünen Verhandlerinnen und Verhandler: Es gibt viele Themen, neben der Elbvertiefung, die Sie als Grüne nicht um jede Regierungsbeteiligung der Welt aufgeben dürfen. Umwelt ist und war Ihr orginäres Thema zu Gründungszeiten. Wenn Sie weiterhin glaubhaft unterwegs sein wollen, dürfen Sie sich nicht, wie z.B.  in der schwarz-grünen Koalition mit dem Kraftwerk Moorburg oder der Elbvertiefung, hinter vermeintlich bereits gelaufene Verfahren zurück ziehen und sich mit einem Thema “fahrradfreundliche Stadt” abspeisen lassen. Die fahrradfreundliche Stadt muss sowieso angegangen werden, ebenso wie das Thema Schadstoffbelastung der Luft, welches den derzeitigen Senat früher oder später von der EU unter Druck geraten lässt. Bleiben Sie in der Opposition, das hilft uns Hamburgerinnen und Hamburgern mehr.