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Terminals I/2015

Die Hamburger Terminalbetreiber HHLA und Eurogate haben ebenfalls ihre Zahlen für das erste Quartal 2015 vorgelegt. Da gab es schon kleine Überraschungen:

Die HHLA berichtet erstaunlicherweise vonHHLA-CTA Rückgängen im Containerumschlag. Mit geschraubten Worten erfährt man die geschwurbelte “Wahrheit” des Segment Container auf Seite 16, die im Pdf Seite 24 ist und mit Seitenzahl 8 im Bericht steht. “Der Rückgang an den Hamburger Terminals um 5,9% gegenüber dem ersten Quartal 2014 ist u.a. auf die rückläufigen Feederverkehre mit den Ostseehäfen zurückzuführen, die 19,3% unter dem Vorjahresquartal lagen.” Rechnen wir die Prozente aus den Jahreszahlen aus, kommen wir auf einen Umschlagsverlust von rund 100.000 TEU im ersten Quartal.
Als umgeschlagener TEU gilt jeder Container, der bei einem Terminal über die Kaikante gehoben wird. Beim Feederverkehr hat man bekanntermaßen doppelte Umschlagszahlen für einen TEU: “Runter vom Feeder und rauf auf das Seeschiff” bzw. umgekehrt bedeuten statistisch zweimal Containerumschlag. Also halb so schlimm – da verdient die HHLA eh nix dran.

Gleichzeitig prahlt die HHLA mit der Entwicklung der Hinterlandverkehre. Das sind die Verkehre, die Straßen und Bahntrassen verstopfen. Und diese vermeintlich profitablen  Verkehre sollen sich über die HHLA-Töchter Metrans und CTD anscheinend glänzend entwickelt haben. Da sind wir aber doch sehr erstaunt.

Addiert wir die Zahlen der HHLA zusammen, kommen wir zu dem Ergebnis: weg mit den lästigen Feederverkehren aus Hamburg und hin zum verstopfenden Hinterlandverkehr. Ob dieser HHLA-Strategiewechsel schon in der Bürgerschaft angekommen ist? Nein, das können wir nicht glauben…

EurokaiBeim Eurokai-Eurogate-Zwischenbericht für das erste Quartal 2015 ist die Welt dagegen klassisch: Über 50.000 TEU wurden in Hamburg mehr umgeschlagen. Das wäre der Wert, den die HHLA bei den doppelt gerechnet Feederverkehren verloren hat. Bremerhaven verliert rund 25.000 TEU, Wilhelmshaven kommt auf enttäuschend anmutende 56.000 TEU.

Im Jubel und Überschwang kann der Hamburger Hafen nicht reagieren. Das Wachstum im ersten Quartal 2015 war alles andere als überzeugend. Zwar zählt bekanntlich das erste Quartal eines Jahres zu den schwächsten Quartalen des Jahres – für den auf Expansion stehenden Hamburger Hafen ist das Umschlagsergebnis trotzdem mehr als mau.

Und nun? Warten wir die Präsentation der Gesamtzahlen von Hamburg-Hafen-Marketing ab. Die werden uns die Quartalsergebnisse wieder als goldene Zahlen präsentieren. Vermutlich wird das aber nicht gelingen, da deren Internetauftritt seit dem “Relaunch” unterirdisch ist…

Warum? Suchen Sie doch mal nach irgendetwas.
Ja, eine Suchfunktion auf einer Internetseite scheint ein wahrer Luxus zu sein.
Und wen Sie dann noch unter “Schiffe”(ja, wo ist denn das Suchfenster) z.B. die “CMA CGM Kerguelen” suchen wollen, lernen Sie einfach mal den “Eddy I” kennen. Den würden Sie unter “Eddy I” nicht finden – da hängt sich dann lieber der Rechner auf.
Ganz prima organisierter Relaunch – so wie unser gesamter Hafen-Hamburg?

Zwischenberichte 3

Nun hat auch die EUROKAI GmbH & Co. KGaA, 50%-Anteilseigner an den Eurogate Containerterminals in Hamburg, Bremen und Wilhelmshaven ihren Zwischenbericht für die ersten neun Monate des Jahres 2014 veröffentlicht.Eurogate1

Danach hat Eurogate am CTH Hamburg über 300.000 TEU mehr umgeschlagen, was einem Zuwachs von 21% entspricht. Das ist beachtlich!

Kurz zuvor hatten wir den amtlichen Umschlagszahlen des Statistikamtes Nord einen ebenfalls beachtlichen Anstieg des Containerumschlages in Hamburg für die ersten acht Monate von 442.000 TEU, d.h. rund 7% entnehmen können. Da die Quartalsberichte 9 Monate umfassen, nehmen wir für den Monat September ebenfalls eine Steigerung von 7% an und kommen auf voraussichtlich rund 500.000 TEU mehr Umschlag bei den Containerterminals im Hamburger Hafen.

Moment: Da waren doch auch die Zahlen der HHLA AG. In deren Zwischenbericht lesen wir aber nur von einem Umschlagszugewinn an allen HHLA-Terminals zusammen von 20.000 TEU. Wie passt das zusammen? Die HHLA AG müsste doch rund 200.000 TEU Umschlag allein in Hamburg erreicht haben?

Das führt uns zum HHLA-Terminal in Odessa: 400.000 TEU wurden dort in 2013 umgeschlagen. Man könnte für 2014 daraus ableiten, dass die HHLA in Odessa mindestens 180.000 TEU verloren hat. Das wäre eine Halbierung des dortigen Umschlags!

Wir vermuten, dass die HHLA für ihre „guten“ Kunden einen Notfallplan in Kraft gesetzt hat Aus der Pressemitteilung zur Steigerung der Transportmengen (+ 90.000 TEU) im Geschäftsbereich Intermodal: “Getragen wurde dieses Wachstum zum einen von den Verkehren mit Tschechien, der Slowakei und Ungarn.” Und genau diese Länder wurden doch in 2013 auch über das HHLA-Terminal in Odessa bedient. Dann passt es ja auch wieder: die in Odessa verlorenen Container werden nach Hamburg geholt und hier auf die Straße oder Schiene gesetzt. Im HHLA-Konzern ein plus/minus-Geschäft im Hafen-Containerumschlag und ein Gewinn im Hinterlandtransportbereich.

Und ja, auch die HHLA hat am Wachstum des Hamburger Hafens partizipiert. Aber eben sehr verhalten. Und da redet man auch nicht so gerne drüber, wenn der Konkurrent Eurogate  andere, bisherige HHLA- Stammkunden gewinnt.

Natürliche Meereshäfen

In der Neuen Züricher Zeitung ist vor wenigen Tagen ein spannender Beitrag zur Eurokai“Containerisierung des Übersee-Verkehrs” aus Sicht eines Binnenlandes, namentlich der Schweiz veröffentlicht worden. Mit dem wenig spannenden Titel “Die Neat auch umgekehrt verstehen” wird erläutert, wie aus einem der Nordsee wenig zugewandten Staat mit seinen Nachbarn in Südwestdeutschland ein Staat des sogenannten Rotterdamer Seehafenhinterlandes wurde.

Der Autor klärt den Leser auf, warum die Schweiz, z.B. Genf seit mehr als zwanzig Jahren ihre Im- und Exportgüter lieber über das 900 km entfernte niederländische Rotterdam verschifft, als über das 450 km entfernte italienische La Spezia. Dieses wirkt noch absurder, wenn der Seeweg von Asien nach Rotterdam noch 3.000 km länger ist, als nach La Spezia.

Überzeugend wird dargelegt, warum “heute Antwerpen und das noch etwas weiter nördlich gelegene Rotterdam als die «natürlichen» Meereshäfen für den schweizerischen Import und Export” gelten und was mit NEAT, die  “Neuen Alpen Traversalen”, also die kürzeren Wege zu den Häfen, kommen wird.

Parallel scheint Rotterdam aber auch Hamburg aus Sicht der Schweiz jeweils in das eigene Knie zu schiessen : “Diesbezüglich werden die Häfen im Norden teilweise zu Opfern ihres Erfolgs; sie gelten zunehmend als verstopft. Und wenn Schiffe nicht zu den vereinbarten Terminen gelöscht werden können, beeinträchtigt das die weitere Abwicklung des Transports.” Das können wir als Hamburger mehr als bestätigen.

Die Hamburger Verkehrssituation hat, wie man dem Artikel entnehmen kann, auch ein prominenter Hamburger bewertet und setzt massiv auf den italienischen Hafen La Spezia. “Mit einer Wassertiefe von 15 Metern kann er Schiffe von bis zu 400 Metern Länge und einem Fassungsvermögen von 14 000 Containern (TEU) aufnehmen. Bewirtschaftet wird er von der 1969 im Tessin gegründeten Contship-Gruppe. Ihr Eigentümer ist die Hamburger Eurokai GmbH, ein deutsch-italienisches Familienunternehmen mit dem Ehepaar Thomas und Cecilia Eckelmann-Battistello an der Spitze.”

Das ist nicht schlimm, aber jetzt dämmert es: Richtig – Eurogate ist eine Tochtergesellschaft von der o.a. Eurokai Gruppe. Sie erinnern sich jetzt sicherlich an den “demagogischen Lautsprecher” zur neunten Elbvertiefung, der seit dem 01.09.2009 im Eurogate1Management der EUROGATE-Gruppe tätig ist. Er ist dort Generalbevollmächtigter der Eurogate-Holding und gleichzeitig in der Geschäftsführung von zahlreichen Eurogate-Tochtergesellschaften tätig. Vorher hatte er als Staatsrat die neunte Elbvertiefung geplant und ist seit 2011 Präsident des Unternehmensverbandes Hafenwirtschaft Hamburg.

Ach wie klein doch die Welt manchmal ist… So ist es häufig vorteilhaft, keine ZEIT mehr für nationale “BILDung” zu finden und sich unverdriescht umzuschauen…