Schlagwort-Archive: Wilhelmshaven

Steigender Umschlag

Wilhelmshaven? Da soll doch mit dem JWP1Jade-Weser-Port der Inbegriff für eine deutsche Investitionsruine aus neuester Zeit stehen…, oder?

Dass dem nicht so ist, zeigen die von Eurokai veröffentlichten Umschlagszahlen für die Terminaltochter Eurogate zum 30.06.2015. Im Halbjahresfinanzbericht sind die Containerzahlen auf Seite 4 zu finden. Eine Steigerung von 39.254 auf 197.013 TEU ist für ein Halbjahr eine beachtliche prozentuale Steigerungsrate. Das könnte bedeuten, dass zum Jahresende 2015 nahezu 400.000 TEU umgeschlagen werden könnten! Für eine Investitionsruine wäre das doch ein erstes Wort!

Für den “Geisterhafen” an erst recht. Es tut sich was an der Jade, wie man dem Artikel von Birger Nicolai aus der Welt entnehmen kann. Einen “Herzinfarkt für Hamburg” können wir entgegen der Annahme von Nordfrost-Chef Herrn Horst Bartels, allerdings nicht erkennen. Die räumliche Nähe zum Wilhelmshavener Terminalbetreiber Eurogate, der ja in Hamburg weiterhin mit vermeintlich voller Kraft die Westerweiterung für weitere 2 Mio. TEU plant, scheint abzufärben. In der Medizin würde man das Hamburger Eurogate-Vorhaben der Westerweiterung von 4 auf 6 Mio. TEU mit derzeitig 2,2 Mio. TEU Jahresumschlag vermutlich als schizoid bezeichnen – in der Hafenwirtschaft st das wohl völlig normal.

Bei derartigem krankhaftem Verhalten ist die Politik nicht fern. Da gibt es wirklich Politiker, die bereits bei dem o.a. zartem Pflänzchen einen Ausbau von Wilhelmshaven auf eine Kapazität von 5 Mio. TEU fordern. Auch von Birger Nicolai geschrieben.

Das ist wirklich eine ganz tolle Idee -ohne eine Hafenkooperation bauen wir in Hamburg 2 Mio. TEU Kapazität neu und in Wilhelmshaven nochmal 3 Mio. TEU dazu. Das wären 5 Mio. TEU zusätzliche Kapazität – bräuchten wir in Bremerhaven vielleicht nicht auch noch so’n paar lütte 2 Mio. TEU Kapazität?

Die deutschen Umschlagszahlen stagnieren, die bestehenden Kapazitäten weisen Reserveren in Millionenhöhe aus, ein Gesamtkonzept für den deutschen Umschlag liegt, wie wir von dem gestrigen Lauenburger Hafenentwicklungsdialog wahrnehmen konnten, nicht vor und trotzdem legen diese Politiker ohne “Sinn und Verstand” neue Pläne für Steuerverschwendung und Umweltzerstörung auf den Tisch.

Der Politiker mit dem tollen Ausbauvorschlag kam aus Niedersachsen – er könnte auch in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein oder einfach nur Sachsen wohnen. Das ist das traurige an der anstehenden Erfolgsgeschichte von Wilhelmshaven – traue Keinem!

Oscar und JWP

“Warum die “MSC Oscar” Hamburg nicht anläuft” titelt heute das Hamburger Abendblatt, Die Welt schreibt “Die “MSC Oscar” macht Werbung für Wilhelmshaven“. Wir erwarten wieder einmal Schelte gegen die Umweltverbände, aber nein. Die Begründung ist schlicht der Liniendienst AE1, den die “MSC Oscar” bedient, nämlich Japan, China, Malaysia, Sri Lanka, Nordeuropa mit dem Ende in Göteborg. Wenn der Dienst in Göteborg endet bzw. startet macht es keinen Sinn, den Umweg über Hamburg zu nehmen, der Weg über Wilhelmshaven ist günstiger.

Den Hinweis, dass die “MSC Oscar” der “CSCL Globe” den Titel “weltgrößtes Containerschiff” abnimmt, haben wir bereits Ende Januar gegeben. Erstaunlich ist dagegen der freundliche Tonfall, mit dem über den JadeWeserPort Wilhelmshaven berichtet wird.

Wohlwollend scheint zur Kenntnis genommen zu werden, dass der JadeWeserPort jetzt JWP1auch endlich in die wichtigen Containerrouten eingebunden wird. Damit gibt es endlich die Chance, dass die Beschäftigten dort nicht mehr um ihre Arbeitsplätze bangen müssen. Und – das beschreibt Eurogate-Chef Herr Emanuel Schiffer ganz richtig: “Wilhelmshaven verfügt nicht nur über nautisch optimale Bedingungen, sondern ist auch gut an das Seehafenhinterland angebunden. Die Bahninfrastruktur bietet die notwendigen Kapazitäten, um die Ladung unserer Kunden schnell und zuverlässig weitertransportieren zu können.” Anscheinend hofft man auch, mit dem JadeWeserPort Rotterdam und Antwerpen Konkurrenz machen zu können. Hallo? Bisher waren das doch die Konkurrenzhäfen für Hamburg… Immer wenn es um die Verhinderung einer weiteren Vertiefung der Elbe geht, wird uns doch wie bei einer “Platte mit Sprung” gepredigt, dass dann die Güterströme dort hin abfließen werden und die deutschen Häfen insgesamt verlieren würden. Nun scheint der JadeWeserPort eine Alternative zu sein?

Naja, ganz kommt der Artikel ohne die Schelte auf die noch immer ausstehende Elbvertiefung nicht aus. Richtigerweise wird aber darauf hingewiesen, dass das größte Problem die fehlende Breite des Fahrwassers ist. Die Tiefe kann durch die Landungsmenge und das Balastwasser gesteuert werden. Schlanker kann man aber die Mega-Containerschiffe, die mittlerweile bis zu 60 m erreichen, für die Passage auf der Elbe nicht machen.

BASF wechselt…

Eine hartnäckiges Anti-JadeWeserPort-Gerücht besagt, dass das Containerterminal keinen JWP1Bahnanschluss habe und dass nicht einmal eine Autobahnanbindung bestehen würde. Der Hafen könne daher seine angedachte Rolle als deutscher Tiefseehafen nicht wahrnehmen.

Derartige Gerüchte-Köche sollten ihren Blick auf den Chemiekonzern BASF richten. Wie wir der Neuen Osnabrücker Zeitung entnehmen können, hat sich der Chemieriese aktuell aufgrund der guten Bahnanbindung des JadeWeserPorts für einen Hafenwechsel entschieden. Bauarbeiten zwischen der Bahnanbindung zu den bisherigen Umschlagshäfen Antwerpen bzw. Rotterdam und dem Firmensitz in Ludwigshafen hätten diesen Wechsel angeschoben – durch die deutliche Ausweitung von 2M-Liniendiensten zwischen Wilhelmshaven und Japan schien die Wahl von Wilhelmshaven für die BASF nicht mehr schwer gefallen zu sein. Erste Containerzüge sind bereits gefahren und die Container sind über Wilhelmshaven auf dem Seeweg. Wir gehen davon aus, dass dieses, wie beim Tchibo-Umschlag,  zunächst ein Pilotauftrag der BASF ist und wünschen Wilhelmshaven, dass es seine Professionalität überzeugend zeigen kann und den Gerüchte-Köchen endlich die Suppe versalzt.

Auch DB-Schenker hat aktuell Flagge gezeigt und will sich nun besonders ökologisch mit einem strategischen Partner engagieren. Dieser Partner heißt Maersk, ist zugleich Partner der 2M-Allianz, die bislang alleinig den JadeWeserPort anläuft und Anteile am Wilhelmshavener, aber auch Bremerhavener NTB-Terminal besitzt.

Das klingt alles noch sehr hölzern – bietet aber interessante Perspektiven für Transportkunden, die erheblichen Wert auf einen “nachhaltigen” Transport ihrer Waren legen.

Den nach eigenen Angaben größten Eisenbahnhafen, Hamburg, scheint das alles nicht zu beunruhigen und er hält, statt an einer nationalen Hafenkooperation mitzuarbeiten, an der anscheinend ausschließlich heilbringenden Elbvertiefung fest.

Wilhelmshaven punktet

Eurogate, der Betreiber des Jade-Weser-Ports in Wilhelmshaven, hat heute einen JWP1Testbetrieb mit Tchibo für eine Verladung von Tchibo-Import-Container über Wilhelmshaven bekannt gegeben. Erstmals scheint ein Kunde einen Umschlagswunsch für einen bestimmten Hafen in der Nordrange geäußert und umgesetzt zu haben.

Was sind die Gründe für die Umschlagsverlagerung? Ein paar Erläuterungern erfährt man beim NDR und dem Abendblatt. Die schlechten Straßen- und Schienenverbindungen der hamburgischen und aber auch bremischen Häfen werden von Tchibo benannt. Pünktlichkeit scheint da nicht die große Stärke zu sein. Wilhelmshaven als Newcomer verfügt über ausreichende Kapazitäten auf Schiene und Straße und wird nun auf Pünktlichkeit getestet.

Eine Klatsche für Hamburg und seine Elbvertiefung. Nicht, wie erwartet, wird die fehlende Elbvertiefung vom ungeduldigen Kunden moniert, sondern die fehlenden Kapazitäten der Hinterlandanbindungen. Die waren aber doch bislang das Pfund von Hamburg…?

Das Abendblatt wagt einen Kommentar. Der Titel widerspricht aber schon wieder den Argumenten der Vertiefungsbefürworter: die Terminalbetreiber haben doch nach Meinung der Vertiefungsbefürworter genausowenig wie die Reeder einen Einfluss auf die Wahl der  Umschlagshäfen. Nur der Kunde, also die Tchibos dieser Welt, bestimmen den Zielhafen. Eine Hafenkooperation wäre somit einfach blödsinnig…

Jetzt ist mit Tchibo einem Kunden mal der Kragen mit der Hamburger Unzuverlässigkeit geplatzt.  Das können wir gut verstehen: da wo leere Kaffeeregale vorzufinden sind, kaufen wir auch nicht gerne ein. Das schadet der Wirtschaft. Hoffentlich verstehen weitere Handelskunden ihre Marktposition und greifen endlich ein. Das würde das Vertiefungsgesülze endlich beenden. Wir Endverbraucher wissen dieses zu honorieren!

JWP2Wir wünschen Wilhelmshaven bei der Testserie alles Gute. Zeigen Sie mit Termintreue und Schnelligkeit das, was Sie können. Unterstützen Sie damit an Elbe und Weser diejenigen, die wissen, dass ein Umschlag über Wilhelmshaven mindestens genauso gut ist und die zwei geplanten Vertiefungen nicht notwendig sind. So wird die Notwendigkeit eines nationalen Hafenkonzeptes endlich für alle Deutschen und Europäer spür- und erlebbar werden!

Wir wissen auch, das der neue Wilhelmshavener Kunde aus Hamburg sehr eng mit einer ehemaligen hamburgischen Staatsbeteiligung verbunden war. Die Bande aus der damaligen Zeit könnten auch noch heute Bestand haben.